Tschudi

Tschudi
Tschudi,
 
seit dem 13. Jahrhundert nachweisbares, aus dem Kanton Glarus stammendes schweizerisches Geschlecht. - Bedeutende Vertreter:
 
 1) Aegidius (Gilg), Staatsmann und Historiker, * Glarus 5. 2. 1505, ✝ ebenda 28. 2. 1572; Schüler von H. Glareanus in Basel. Tschudi, der politisch führende Kopf der Katholischen in Glarus und in der Eidgenossenschaft, war 1530-32 Landvogt zu Sargans, 1533-35 und 1549-51 Landvogt zu Baden. Als Landamman von Glarus (1558-60) versuchte er unter zielbewusster Förderung der Beschlüsse des Konzils von Trient vergeblich, den Kanton zu rekatholisieren, was zum Tschudikrieg (1560-64) führte. - Tschudi widmete sich auch der Erforschung der schweizerischen Geschichte. Er sammelte u. a. auf Reisen nach Italien und Frankreich als einer der Ersten Urkunden und anderes historisches Quellenmaterial, anhand dessen er seine Geschichtswerke im Geist der schweizerischen Humanisten verfasste.
 
Werke: Die urallt warhafftig Alpisch Rhetia. .. (1538); HauptSchlüssel zu zerschidenen Alterthumen oder gruendliche. .. Beschreibung von dem Ursprung - Landmarchen - Alten Namen- und Mutter-Sprachen Galliae comatae. .. (1758).
 
Ausgaben: Vom fëgfûr. A treatise on purgatory. .. (1925); Chronicon Helveticum, bearbeitet von P. Stadler u. a., 2 Bände (1968-75).
 
 2) Hans-Peter, Politiker, * Basel 22. 10. 1913; Professor für Arbeitsrecht, 1956 in den Ständerat gewählt (SPS), leitete als Bundesrat (1959-73) das Departement des Inneren; 1965 und 1970 Bundespräsident Tschudi ergriff u. a. Initiativen zum weiteren Ausbau des schweizerischen Sozialsystems und zur Schaffung von Rechtsgrundlagen für den Umweltschutz.
 
Schrift: Im Dienste des Sozialstaates. Politische Erinnerungen (1993).
 
 3) Hugo von, Kunsthistoriker, * Jakobshof (Gemeinde Lichtenegg, Niederösterreich) 7. 2. 1851, ✝ Cannstatt (heute zu Stuttgart) 23. 11. 1911, Sohn von 4); wurde 1895 Direktor der Berliner Nationalgalerie, 1909 der Königlichen Bayerischen Gemäldesammlungen in München, für die er zahlreiche zeitgenössische Gemälde erwarb.
 
Werke: Edouard Manet (1902); Aus Menzels jungen Jahren (1905).
 
Herausgeber: Adolph von Menzel, Abbildung seiner Gemälde und Studien (1906).
 
Ausgabe: Gesammelte Schriften zur neueren Kunst, herausgegeben von E. Schwedeler-Meyer (1912).
 
 4) Johann Jakob von, Naturforscher und Forschungsreisender, * Glarus 25. 7. 1818, ✝ Jakobshof (Gemeinde Lichtenegg, Niederösterreich) 8. 10. 1889, Vater von 3); war u. a. schweizerischer Gesandter in Brasilien und Österreich; bereiste 1838-42 und 1857-59 Südamerika (Andenländer, Brasilien, La-Plata-Gebiet).
 
Werke: Die Kechua-Sprache, 3 Bände (1853); Reisen durch Südamerika, 5 Bände (1866-69).

Universal-Lexikon. 2012.

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